Das Schicksal der meisten Herrenhäuser verlief im Osten Deutschlands zum Ende des Zweiten Weltkrieges und den Folgejahren ähnlich – Enteignung, verbunden mit der Vertreibung der ehemaligen Grundbesitzer und Übernahme der Gebäude durch die Gemeinden. Nachdem die Bundesregierung nach der Wiedervereinigung Deutschlands die Enteignung gestützt auf den Einigungsvertrag für rechtskräftig erklärt hatte, haben sich nur wenige betroffene Familien und Privatpersonen zum Rückkauf bzw. Ersterwerb entschlossen und mit der Sanierung und dem Wiederaufbau begonnen.
In Schmarsow gehen die verwandtschaftlichen Beziehung der jetzigen Besitzer noch auf die Zeit vor dem Bau des Schlosses zurück – zu Ilse Maria von Eickstedt, Eigentümerin eines Teils von Schmarsow und zu Ida Agnise von Eickstedt, Ehefrau von Joachim von Parsenow, dem Erbauer des Schlossgebäudes.
Im Mai 2000 befanden sich das Gebäude und das Grundstück in einem bemitleidenswerten Zustand. Es war die gesamte Außenhülle stark sanierungsbedürftig. Dies betraf die Dacheindeckung, die Fenster, Türen und den Muschelkalkaußenputz. Die rechte Giebelspitze war 1996 durch Blitzschlag abgesprengt und der historische Grundriss durch Einbauten nach 1946 unkenntlich geworden (Bilder innen). Die Wirtschaftsgebäude waren abgebrannt und abgetragen. Über das Parkgelände und die Wirtschaftsflächen hatte man die Trasse einer Kreisstraße gelegt und die Asphaltdecke bis an die Außentreppe des Gebäudes geführt.
Von der Innenausstattung war nur noch wenig bauzeitliche Substanz vorhanden; Einiges konnte während der Bauarbeiten aufgefunden werden: Dielenböden mit Brettbreiten von bis zu 45 cm unter mehreren Lagen von Bodenbelägen (Spanplatten, Linoleum- und Kunststoffbelägen), mehrschichtige Kreidefarben unter den Tapeten, Reste einer Stoffbespannung hinter einer abgetragenen Lehmwand und rote Ziegelplatten unter einer Estrichschicht in der Eingangshalle. Die seit seiner Erbauung über inzwischen mehrere Jahrhunderte ununterbrochene Nutzung hatte zwar ihre Spuren hinterlassen, das Gebäude aber in seiner Grundsubstanz zugleich gesichert.
Das Kehlbalkendach ist eine für die Bauzeit typische Mischung aus liegendem und stehendem Stuhl über dem Hauptflügel und einem einfachen Stuhl mit Hängewerk über den Seitenflügeln. Die Dachverbandshölzer haben nahezu einheitliche Maße von im Querschnitt 20/20 cm und 22/22 cm mit beachtlichen Längen von bis zu 15 m und bilden einen zwei Geschosse umfassenden hohen Dachraum.
Im Dach des östlichen Flügels befand sich eine große Räucherkammer. Der mit Ziegelplatten ausgelegte Dachboden des westlichen Flügels wurde als Trockenboden genutzt. Die nach Süden gelegenen Dachflächen waren mit historischen Biberschwänzen im Mörtelbett und die Dachfläche zum Norden mit den seitlich angrenzenden Flächen mit Betondachsteinen eindeckt. Undichte Kehlen und gebrochene Ziegel hatten erhebliche Schäden an den Dachverbandshölzern verursacht. Durch den Blitzschlag war 1996 nicht nur der rechte Giebel abgesprengt, sondern auch eine ca. 6 qm große Öffnung in die Dachhaut gerissen worden, die erst im Sommer 2000 provisorisch gesichert werden konnte.
Schon zu Gutszeiten hatte man den großen Saal im Obergeschoß und das Dach als Kornboden genutzt. Im Obergeschoss befanden sich zum Lastabtrag Abstützungen, die nach Überprüfung der Statik entfernt werden konnten. Zur Getreidelagerung waren im Dach vor den Schrägen umlaufende Bretterverschalungen montiert, die, wie der gesamte Dachboden und die Lagerfläche im Obergeschoss, mit Bitumenbahnen versehen waren. Durch die undichte Dachhaut drang Feuchtigkeit in den hinter der Verschalung gelagerten Bauschutt, die als Staunässe in großem Umfang zur Schädigung der Auflagerbereiche – sowohl der Lagerhölzer als auch der Kelhbalken – geführt hat. Den Schubkräften der Kehlbalken fehlten die Widerlager.
Dies führte zu einer erheblichen Schrägstellung des Dachstuhls, die nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte. Das bis zu 60 cm auskragend gemauerte Gesims war zum Norden und Süden zusätzlich nach außen geschoben.
Ab Sommer 2001 konnte dank der großzügigen Unterstützungen durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Landesdenkmalamt Mecklenburg-Vorpommern die Sanierung der Dachfläche und des Dachstuhls begonnen und im Frühjahr 2002 abgeschlossen werden. Als Ersatz der Lagerhölzer wurde zur Aufnahme der Zugkräfte ein Ringanker aus Stahl an der Nord- und Südfassade eingebaut, die Gesimse neu aufgemauert, Deckenbalken und Dachstuhl zimmermannsmäßig repariert. Es wurden, wenngleich statisch nicht erforderlich, die gleichen Querschnitte wie im Bestand verwendet.
Zum Süden befand sich eine nachträglich eingefügte Dachgaube mit großer Öffnung, Galgen und Zugseil mit Elektroantrieb zum Transport des Korns. In den Konstruktionshölzern der Gaube musste starker Hausbockbefall festgestellt werden. In Absprache mit der unteren Denkmalschutzbehörde erfolgte nach Dokumentation der Abtrag der Gauben und die Wiederherstellung des bauzeitlichen Zustandes der geschlossenen Dachfläche.
In der zweiten Ebene des Dachbodens war eine Vielzahl der Kehlbalken gebrochen. Bei der statischen Überprüfung des Dachtragewerks stellte sich heraus, dass der Lastabtrag der Stiele in der zweiten Deckenebene selbst ohne beträchtliche Lasten der Kornlagerung zum Bruch dieser Balken führen musste. Es waren zwar die Sparren über-, jedoch die Kelhlbalken der zweiten Ebene im Dach unterdimensioniert. Der Lastabtrag wurde nach Ersatz der gebrochenen Kelhlbaken durch seitlich an die Stiele montierte U-Eisen mit Hartholzkeilen auf alle Kehlbalken gleichmäßig verteilt.
Aufgrund der hohen bauaufsichtlichen Anforderungen an den Brandschutz ist auf den Dachausbau verzichtet worden. Der bauzeitliche, imposante Dachstuhl mit 8,40 m Höhe auf zwei Ebenen ist so heute noch unverstellt erlebbar und ein beeindruckendes Zeugnis der Zimmermannskunst des 17. Jahrhunderts. Das Dach wurde umgedeckt und die vorhandene Dachdeckung mit über 20.000 handgestrichenen Biberschwänzen des Denkmalhofes Liepen ergänzt und ausgebessert.
Der bauzeitliche Muschelkalkputz hatte bereits vor 1942 einen Zementüberzug erhalten, der sich in großen Partien schollenartig ablöste. Der Zementputz ist großflächig entfernt, die durch Frost zerstörten Ziegel sind ausgetauscht und die Fassade mit Muschelkalk neu geputzt bzw. an den Fehlstellen ergänzt worden.
Alle festen Einbauten des ursprünglichen Gebäudes wie Türen, Fenster, Boden- und Dachbeläge wurden entweder mit bauzeitlichen Elementen oder deren Nachbauten durchgeführt. So sind von einer tschechischen Tischlerei die Innentüren und die Kastendoppelfenster nachgebaut und alte, handwerklich hergestellte Schlösser und Beschläge aufgespürt und montiert worden.
Die Freilegung der baulichen Raumstrukturen erforderte durch das Fehlen jeglicher Planunterlagen Fantasie und Fingerspitzengefühl. Durch den Einsatz von drei Bauhandwerkern über mehrere Monate wurden über 200 Tonnen Bauschutt – Leichtbauwände, Bodenbeläge, abgehängten Decken und Sperrmüll – entfernt. Im Dezember 2001 ist durch die Berliner Restauratorengemeinschaft Mühlenbein-Schelkle GmbH eine Farbbefundererhebungen vorgenommen worden, deren Ergebnis Grundlage des Farbkonzeptes für die Ausmalungen der Räume war.
Es zeigte sich im Erdgeschoss eine Deckengestaltung in Form von Bändern und Schablonenarbeiten, die bei der Sanierung als Sichtfenster zur Dokumentation belassen wurde. Im Bereich einer abgetragenen, nachträglich eingebauten Lehmwand konnten Reste einer Wandbespannung in Grün-/Gelbtönen dokumentiert werden. In zwei Fensterbrüstungen fanden sich floral-ornamentale Bemalungen. Die Anordnung der Heizkörper wurde so gewählt, dass diese Bereiche sichtbar blieben.
Bei den bauzeitlichen Türen fanden sich in Schichtenfolge als erste nachweisbare Fassung ein weiß-beiger Ölanstrich und als zweite Fassung eine braune Holzimmitation. Es wurden die Türen im Erdgeschoss des Mittelteiles und des Ostflügels hellgrau lackiert, alle anderen Türen, die in Aufteilung und Ornamentik den vorgefundenen nachgebaut worden sind, erhielten eine dunkelbraunen Lasuranstrich.
Im Obergeschoss konnten Reste einer illusionistischen Marmorierung, ein sogenannter »Bauernmarmor« dokumentiert werden, der rekonstruiert wurde. Nach Öffnen einer zugesetzten Fensteröffnung im gleichen Raum zeigten sich in der Laibung Felderung und Fragmente einer Schablonenmalerei, die nicht in Zusammenhang mit der vorgenannten Malerei stehen.
Bei den Sanierungsarbeiten sind beim Ablösen der Tapeten monochrome Kreideanstriche gefunden worden, die zur Grundlage des Farbkonzeptes wurden. So finden sich das schwedische Rot, das Altrosa und die Grün- und Blautöne in der jetzigen Wandgestaltung wieder.
Der Fußboden der Eingangshalle bestand nachweislich aus versetzt liegenden, roten Ziegelplatten. Es fanden sich spärliche Reste unter den Kachelöfen als Fundamente und Teilstücke in Keller und Trockenboden, die im Foyer des Nebeneingangs zusammengefügt wurden. In der Eingangshalle fanden über 2.000 handgearbeitete Platten von einem französischen Denkmalhof in Burgund Wiederverwendung.
Für die hölzerne Treppenanlage ist 2005 durch den Bauforscher Steffen-Tilo Schöfbeck ein bauhistorisches Kurzgutachen mit dendrochronologischer Untersuchung der hölzernen Bauteile erstellt worden. Für das Dachwerk ergaben sich einheitliche Fälldaten der Hölzer von 1696/97 und für die Treppenanlage 1630 und 1700. Die Treppe konnte instandgesetzt und erhalten werden.
Der zweite Rettungsweg im Westflügel war durch die öffentliche Nutzung des Eickstedtsaales und für die Ferienwohnungen eine Auflage der Bauaufsicht. Die Stahltreppe ist als hinzugefügtes Bauteil unserer Zeit klar zu erkennen.
Im Keller ist eine Holzvergaserheizung unter Nutzung des alten Schornsteins, eines »Steigers«, in den ein Edelstahlrohr eingezogen wurde, eingebaut worden. Es sind schwere Gussheizkörper zur Wiederverwendung gelangt, die vor dem Einbau gespült, sandgestrahlt und gestrichen wurden. Da das Dorf Schmarsow nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossen ist, wird das Abwasser über eine Pflanzenkläranlage, die 50 m vom Schloss entfernt in der Schafwiese liegt, aufbereitet und danach in einen Vorfluter weitergeleitet.
Der Rückbau mit Wiederherstellung der harmonischen Raumproportionen unter großzügigem bis ins Verschwenderische gehendem Umgang mit den Flächen hat zu einem überraschenden Raumgefühl geführt. Es sind auf insgesamt 1.200 qm Fläche neben großzügigen Gesellschaftsräumen und der Wohnung der Eigentümer vier Ferienwohnungen entstanden.
Die Ferienwohnungen werden von April bis Oktober vermietet. In der Schlossküche finden in Kooperation mit Berliner Kochstudios regelmäßig Kochkurse statt. Die Gesellschaftsräume werden für Familienfeiern und Hochzeiten vermietet und der Eickstedtsaal für Veranstaltungen, Seminare und Konzerte genutzt, die sich erfreulicherweise auch eines regen Zuspruchs bei der örtlichen Bevölkerung erfreut.