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Geschichte
Das Gebäude

Die Gründungs- und Bauzeit von Schloss Schmarsow in seiner heutigen Form kann bislang durch schriftliche Quellen nicht belegt werden. Nur durch umfangreiche dendrochronologische Untersuchungen an der Treppe, den Deckenbalken und dem Dachstuhl konnte die Erbauungszeit des Schlossgebäudes auf die Jahre 1697/1699 datiert werden.
Die Dreiflügelanlage ist als zweigeschossiger Putzbau auf hohem Sockelgeschoss mit Walmdach errichtet und wurde entgegen anders lautender Vermutungen in einem Zug erbaut. Der Nachweis eines Vorgängerbaus konnte bisher nicht geführt werden, wenngleich die Lage des Feldsteinbrunnens im Sockelgeschoss in Achse der Mittelwand darauf hindeutet. Die zweiachsigen Seitenflügel sind mit gestaffelten Volutengiebeln und die Gebäudekanten mit Putzrustika gestaltet. Das mehrschalige Außenmauerwerk in Stärken von anderthalb Metern im Sockelgeschloss und knapp einem Meter im Erdgeschoss wurden mit Backsteinen in einem einheitlichem, relativ gedrungenem Format (27/14/8–8,5 cm) und in seinem Kern Granitfindlingen beachtlicher Größe erstellt. Die Decken über dem Sockelgeschoß sind als Kreuzgratgewölbe ausgebildet. Über Erd- und Obergeschoss sind hölzerne Deckentragwerke eingebaut, die als Durchlaufbalken Längen von bis zu 15 Metern haben.
Wenige Jahre nach Beginn der Bauarbeiten starb Joachim Philipp von Parsenow am 13. Januar 1702. Er hinterließ seine Frau und zwei Söhne. Wie weit zu diesem Zeitpunkt die Innenausstattung des Gebäudes fertiggestellt war, ist nicht restlos geklärt. Im Obergeschoss sind bis auf die großen Zimmer im Ost- und Westflügel keine Spuren einer dem Haus angemessenen prächtigen Ausgestaltung mehr vorhanden. Die Räume wurden entweder nicht fertiggestellt oder aber es ging die Ausstattung durch die späteren Nutzungen verloren.

Besitzerwechsel und Bedeutungswandel

Im Jahr 1759 befand sich in Schmarsow ein Stützpunkt der schwedischen Armee. Die Schweden scheinen sich gut benommen zu haben, denn die bejahrte jüngere Schwester von Philipp Hans Karl von Parsenow schreibt einen Dankesbrief an den schwedischen Hauptmann Freiherrn Carl Sparre wegen seines vorbildlichen Benehmens und fügt eine während seines Aufenthalts vergessene Tischserviette bei.
1796 wurde das Gebäude von Otto Bogislav Christoph von Parsenow restauriert. Dokumentiert ist dies mit den verschlungenen Initialien »O B v P« (Otto Bogislav Christoph von Parsenow) und »renv. 1796« in eisernen Lettern und Ziffern an beiden Giebeln. Umfang und Angabe, welche Bauteile dies betraf, sind nicht überliefert.
Schwierige Zeiten zogen ab 1808 herauf. Durch die napoleonischen Kriege mit Beschlagnahmen, Plünderungen und der von Napoleon verhängten Kontinentalsperre, die den Export von Getreide unmöglich machte, kam die Gutswirtschaft Pommerns in Nöte, so auch das Gut Schmarsow. Gegen Otto Bogislav von Parsenow wurde von 1808 bis 1811 ein behördliches Verfahren wegen nicht rechtzeitig bezahlter Darlehenszinsen geführt. Nach seinem Tod im Jahr 1812 übernahm sein Sohn Friedrich das Gut.
Bis 1830 blieb das herrschaftliche Wohnhaus in Familienbesitz, da mit dem Tod von Friedrich (I) von Parsonow, der von 1811 bis 1820 mit Feiin von Seld verheiratet war – die Ehe wurde kinderlos geschieden – die Familie von Parsenow über keine legitimen Erben verfügte. Die Kinder aus der jüngeren Linie waren wegen der Standesungleichheit ihrer Mutter Maria Brandenburg nicht erbberechtigt. Die Nachkommen dieser anerkannten und in die Familie des Vaters aufgenommenen Kinder sind die heutigen Namensträger Parsenow.
Dadurch war der sogenannte Wiedereinlösungsfall eingetreten und die Vettern von Maltzahn forderten den ostenschenen Pfandbesitz zurück. Viele Jahre wurden Prozesse zwischen der Penzliner, der Sarower und der Kummerower Linie der Familie von Maltzahn um das Erbe geführt.
Rolf von Maltzahn aus der Kummerower Linie erhielt 1844 letztendlich Osten mit Schmarsow und Borgwall und verkaufte den Besitz 1855 für 350.000 Taler an Woldemar von Heyden. Zwischen 1840 und 1860 vergrößerte Woldemar von Heyden mit Unterstützung seiner Ehefrau den Besitz auf über 8.000 ha. Sitz der Familie von Heyden blieb das nahe gelegene Herrenhaus Kartlow, das 1853–1858 nach den Plänen des Berliner Architekten Friedrich Hitzig neu erbaut wurde. Schmarsow stand daher nicht im Blickpunkt, war lediglich Verwaltersitz, genutzt zur Unterbringung von Gästen und blieb abseits gelegen glücklicherweise in seiner Grundstruktur unangetastet.
In einem Zeitungsartikel des »Demminer Tagesblatts« vom 25. März 1934 war zu lesen, dass bei Bauarbeiten im Sockelgeschoß ein verschütteter Brunnen, in dem sich Menschenknochen, Schwerter und Waffen befanden, entdeckt worden se. In einer Wand fand man einen vermauerten Zugang zu einem unterirdischen Gang, was Erzählungen des Volksmundes stützt, wonach Schmarsow und die Burg Osten über einen solchen Gang verbunden gewesen sein sollen; auch von Gespenstern im Keller wird berichtet. Geräusche, die diese Vermutung stützten, werden aber eher mit unbefugten Besuchern der von Jürgen von Heyden im Keller eingerichteten Molkerei in Verbindung zu sehen sein. Über die Kleinbahn, die auch durch Schmarsow führte, wurde die Milch an die Heydenschen Güter verteilt. Geschlossen wurde die Molkerei 1938 durch den – nicht nur deswegen – unbeliebten Ortsgruppenleiter der NSDAP und Förster aus Osten, Herrn Borning.
Im Dach wurde wohl schon damals Korn gespeichert, auf einer historischen Fotografie sieht man an der Hauswand hinter Herrn von Ramin, dem Gutsverwalter, ein großes Metallrohr, das dem Begasen des Korns als Schutz gegen Pilzbefall und das Keimen gedient haben wird.
Mündliche Überlieferungen berichten von der Nutzung des Schlosses als Gästewohnung für die Piloten des nahegelegenen Fliegerhorstes Tutow noch in den 1940er Jahren.

Kriegs- und Nachkriegsjahre

Glückliche Umstände führten die neuen Eigentümer seit dem Jahr 2000 in Kontakt mit Renate Weischet, geb. Freiin von Rechenberg, die nach Abschluss ihrer Ausbildung am »Lette-Haus« in Berlin, einer Berufsschule für unverheiratete Frauen, beginnend im Frühjahr 1941 für vier Jahr als Gutssekretärin des Verwalters von Ramin in Schmarsow tätig war. Ihr privates Fotalbum gibt ein anschauliches Bild von Gutshof und Schlossgebäude zum Ende des Krieges. Im Zuge der Recherchen zum Heft »Zeitzeugen Schmarsow 1945–1955« sind die Daten für den Lageplan des Dorfkerns für das Jahr 1945 zusammengetragen worden. In einem dort wiedergegebenem Interview berichtet Horst Lewin, der als Kind einer Flüchtlingsfamilie nach Schmarsow gekommen war, von seiner Begegnung mit dem Verwalter Schröder, der trotz der Flucht der Familie von Heyden gegenüber den immer bedrohlicher werdenden Nachrichten und der näher rückender Front die alt bewährte Ordnung aufrecht halten wollte: »Durch die 6 Wochen Flucht war ich etwas neugierig geworden und wollte den Gutshof erkunden. Ich wußte ja nicht, dass man das eigentlich nicht darf. Ich ging also um die Schlossecke rum und traf auf den Statthalter. Der kam auf einem dunklen Fuchs angeritten und fragte mich, was ich da will. Ich sagte: ›Ich wollte nur gucken.‹ Dann bekam ich eine mit der Reitpeitsche über und er sagte: ›Hier gibts’s nichts zu gucken!‹ Das war die erste Begegnung mit dem Gut.« Weit über 300 Flüchtlinge sollen zwischen 1945 und 1947 zeitweise im Schlossgebäude untergebracht worden sein. Einbauten von Kochstellen und Wandbemalungen im Sockelgeschoss zeugen noch heute davon.
In den späteren Jahren sind neun Wohnungen im Erd- und Obergeschoß abgeteilt und eine Gaststätte, der Jugendclub des Dorfes und Büros für die LPG untergebracht worden. Teile des ursprünglichen Wirtschaftshofes wurden abgerissen und der Gutspark bis auf einen Rest aufgesiedelt und zerstört. 1994 brannte der große, westlich vom Schloss gelegene Pferdestall ab. Von den Gutsscheunen sind heute nur noch der vor 1835 errichtete Kuhstall und der 1906 erbaute Kälberstall erhalten. Die südlich des Schlossgebäudes gelegene Stellmacherwerkstatt wurde als Wohnhaus umgenutzt.

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